52.Albuquerque International Balloon Fiesta 5. bis 13.Oktober 2024

11 Tage & 11 Ballonfahrten in Albuquerque – Ein langjähriger Traum geht in Erfüllung

Von Nils Römeling (Augsburg)

Wer kennt sie nicht, die Bilder von hunderten Heißluftballonen im blauen, US-amerikanischen Himmel über Albuquerque vom größten und wichtigsten Ballontreffen der Balloncommunity? Bunte Ballone in allerlei Formen, meist ohne Werbung prägten meine Vorstellung des Ballonevents. Einmal live dabei zu sein, das war schon viele Jahre mein Wunsch/Traum. Doch es fehlte der richtige Ballon, die Zeit, das Geld und vor allem der geeignete Sparringspartner.

Der Entschluss selbst mit eigenem Ballon und als Pilot dabei zu sein, war schon lange gefasst, doch bisher nicht umgesetzt worden. „Das Leben ist zu kurz, um Wichtiges aufzuschieben!“, sagte ich mir im Oktober 2023 als ich erneut den Livestream der Balloonfiesta auf Youtube anschaute und täglich die Starts verfolgte.

Massenstart mit über 500 Heißluftballonen in den USA
Massenstart mit über 500 Heißluftballonen in den USA

Mit Roman Müller, einem Schweizer Piloten, den ich von anderen Ballontreffen kannte, fand ich nun einen Copiloten. Zuletzt war er selbst 2022 mit eigener Sonderform dort und ließ sich mit mir erneut auf das Abenteuer USA ein. Mit dem Satz: „Du musst ja nicht dieselben Fehler machen, wie ich!“, wurde Roman freudig mein Co-Pilot 2024.

Der Urs-Ballon im Luftmeer von Albuquerque
Der Urs-Ballon im Luftmeer von Albuquerque

„Embrace the Sky“- Perfektes Wetter: 11 Ballonstarts an 11 Tagen

Das Motto des Ballontreffens dieses Jahr: „Embrace the Sky“ – „Umarme den Himmel!“. Wir wurden nicht enttäuscht, sondern mehr als belohnt.

Die Routen waren alle sehr anspruchsvoll und mir wurde erst bei der genauen Vorbereitung bewusst, auf was ich mich eigentlich eingelassen hatte. Bestes Ballonwetter mit neun Ballonfahrten an den neun Veranstaltungstagen, ganz ohne Zwischenfälle mit Ballon, Mietwagen und internationaler Crew. Wir hatten ein sensationelles Team von Helfern, hatten tollen Kontakt mit allerlei amerikanischen Ballonfahrern und machten viele neue Bekanntschaften.

Anmeldung und Organisation

Meine Freude war riesig, als ich im Mai 2024 die Zusage bekam, dass ich zum größten Ballontreffen der Welt angenommen worden war. Denn selbst wenn man sich anmeldet, (so wie ich im März 2024) und die Teilnahmegebühr von 150 USD überweist, heißt das nicht automatisch, dass man auch dabei ist. Nur die schönsten Ballone – ganz werbefrei – werden angenommen. So erzählte man mir das Prozedere im Voraus.

Unser Ballon: D-OURS „URS“ des Zoo Augsburg

Beworben hatten wir uns mit dem Zoo-Augsburg-Steinbockballon „URS“, einem 2.600er Schröder fire balloons, den wir 2022 genau für solche Events bauen ließen. Neben der Türkei, Qatar und Metz in Frankreich sollte dies nun das vierte internationale Event für URS sein. Und wie es sich zeigte, kann man auch mit einem normal geformten, runden Ballon ein echtes Publikumsliebling werden. „Special Shapes“, die Sonderformen der Ballone, sind das eigentlich Besondere an diesem jährlichen Ballontreffen – zumindest für die bis zu 100.000 Zuschauer täglich. Insgesamt 800.000 Besucher sahen an den neun Festivaltagen neun Starts und zwei Nachtglühen, u.a. mit 106 Sonderformen.

Über 500 Ballone aus 15 Ländern starten jeden Oktober in New Mexiko in den USA beim größten und bekanntesten Ballonmeeting der Welt, ca. 12 Flugstunden von Deutschland entfernt.

Der Urs-Ballon im Luftmeer von Albuquerque
Der Urs-Ballon im Luftmeer von Albuquerque

Ankunft mit erstem Schrecken: – Transportschaden

Das während des Aufenthaltes nicht alles glatt laufen würde, war zu erwarten. So kam es dann leider auch gleich beim Auspacken des Ballons, den wir per Luftfracht einfliegen ließen. Nachdem wir unseren Mietwagen, einen Ford F150 pickup, abgeholt hatten, fuhren wir ins Warehouse, wo der Ballon gut verpackt auf einer Palette auf uns wartete. Wir waren froh, dass der Ballon rechtzeitig hier war, denn das ging leider nicht allen Ballonfahrern so. Anscheinend war der Ballon unterwegs umgekippt oder touchiert worden. Zwei der vier Aluminiumrohre zur Aufnahme der Brennerstützen waren stark ramponiert und eingedrückt. Die Kunststoffstangen passten somit nicht hinein: so konnten wir nicht fahren. Nach dem ersten Schock suchten wir nach Lösungen. Wir fuhren zu den „Rainbow Raiders“– der großen Riding Company, die die kommerziellen Ballonfahrten hier während der Balloonfiesta anbieten. Die müssten doch eine Werkstatt haben. Kaum auf den Hof gefahren, wurden wir herzlich empfangen und gleich von mehreren Ballonfahrern begrüßt: „Natürlich helfen wir euch!“. Innerhalb von Minuten war Werkzeug organisiert und die Rohre wieder halbwegs rund gebogen. Die Stangen passten und die Erleichterung war groß.

Der Ford 150 als Verfolgerfahrzeug in den USA
Der Ford 150 als Verfolgerfahrzeug in den USA

Dies zeigte uns gleich am ersten Tag, wie die US-Balloncommunity tickt: man hilft sich, freundet sich an und freut sich, wenn man sich wiedersieht. Phänomenal! Genau dieses Feeling sollten wir öfter erleben.

Registrierung, Ballonverrücktheit und erste neue Bekanntschaften

Wie man eine reibungslose Registrierung von über 500 Piloten samt 200 Co-Piloten organisiert, das sieht man in Albuquerque im großen Sid Cutter Pavillon. Mit einem Laufzettel ausgestattet, läuft man verschiedene Stationen ab, bei denen Piloten- und Ballondokumente kurz geprüft und gegengecheckt werden. Man erhält das Korbbanner und unzähligen Geschenke, die in einer riesigen Tasche überreicht werden. Darin enthalten: allerhand Krimskrams, eine dicke Pilotenjacke und eine dünnere Weste, beide hochwertigem bestickt, mit dem diesjährigen Motiv der Fiesta. Die große BBQ-Grillschale sollte später in unserem Ballonkorb gen Deutschland verschickt werden.

Unser Ballonteam in den USA
Unser Ballonteam in den USA

In kleinen Wartezeiten kann man erste neue Kontakte schließen, alte Freunde wiedersehen und wir konnten unseren exklusiven URS-Pin an den Mann/die Frau bringen. 2.000 Stück sogenannter „Tradingkarten“ mit einem Bild und dem Namen des Ballons und Piloten – bekommt ebenfalls jeder ausgehändigt, die im Laufe der Woche verteilt werden konnten. Vor allem für Kinder ein Highlight und Souvenir für zu Hause.

So wird deutlich, was dieses Ballontreffen unter anderem ausmacht: Tausende Ballonverrückte versammeln sich, tauschen Pins, Tradingkarten, Sticker, Kontakte und natürlich Selfies mit den „Guys from Germany and Switzerland“.

Unser Urs-Pin und die Trading Karte des Veranstalters
Unser Urs-Pin und die Trading Karte des Veranstalters

Fahrtvorbereitungen & Orientierung: Es geht los!

Zur Vorbereitung musste jeder Pilot zwei Youtube-Briefing-Videos anschauen und anschließend eine Online-Prüfung absolvieren. Hier merkte ich, wie viele Restriktionen, Beschränkungen und Regeln es gibt. 

Harry Roland von Ballonsport Oberschwaben stattete mich im Vorfeld mit wichtigen Infos aus, „warnte mich“, aber sehr euphorisch. „Wenn du gegen eine Regel verstößt, wird deine Startnummer am nächsten Tag beim Briefing genannt und du musst zum Sicherheitsofficer!“ – Passierte uns zum Glück nicht, aber die Liste der Nummern wurde im Laufe des Events immer länger. Ballone landeten beispielsweise in No-Landing Zonen, kamen anderen Ballonfahren in der Luft zu schnell zu nahe oder hielten sich einfach nicht an die Höhenrestriktionen. Im 52-seitigen Regelheft auf englisch, dem „Ballon Operations Manual“, steht, wie viel es zu beachten gilt.

Ballonfahrer Nils Römeling vor dem 1.Ballonstart in Albuquerque
Ballonfahrer Nils Römeling vor dem 1.Ballonstart in Albuquerque

Harry berichtete von dem anspruchsvollen Gelände: im Norden das Indianerreservat Pueblo Sandia, im Süden die Stadt Albuquerque, dreimal so groß wie München. Im Osten dann bis zu 4.000 Meter-hohe Berge – da solle man gar nicht dran denken zu landen. Am einfachsten sei es, Richtung Nordwesten zu fahren, über den Rio Grande nach Corrales und Rio Rancho. Letztendlich gäbe es noch die „Box“ – man landet wieder auf dem Startfeld, nachdem man Richtung Süden gefahren ist und dann in der Höhe wieder Richtung Norden zurückkommt. Harry sollte nach seinen vielen Reisen nach Albuquerque Recht behalten. Doch eins vorab: Wir fanden immer einen Landeplatz!  Und die Box schafften wir immerhin einmal!

Bild: Der Luftraum über Albuquerque in der Flight-App

Welche Ballonfahrten erwarteten uns: Eine Auswahl

Erste Testfahrt am Freitag – Orientierung & 1.Landung im Indianerreservat

Nachdem wir für 90 USD unsere drei kleinen VA50 Gaszylinder bei pinacle gas füllten (die Tankstelle der Fiesta öffnete erst nach der ersten offiziellen Ballonfahrt), konnten wir bei bestem Wetter einen Tag vor dem offiziellen Start der Fiesta eine Orientierungsfahrt mit den ca. 30 Commercials-Ballonen und 50 weiteren Ballonen antreten, die dieselbe Idee hatten wie wir.

Wir rüsteten unseren Urs mit der Unterstützung zweier kalifornischer Helfer auf und fuhren tief, zunächst Richtung Norden, um dann in der Höhe Richtung Osten zu fahren. Noch mal etwas höher in 2500 Meter Sealevel ging es Richtung Süd-West wieder zurück, um dann abzusteigen und wieder Richtung Osten zu fahren. Viel zu schnell fuhren wir in 100 Meter Höhe knapp nördlich am Startgelände vorbei, um dann kurz vor der Roy Avenue zu landen. Fast hätten wir die legendäre Box am ersten Tag geschafft. Wir sollten fast eine ganze Woche warten, bis es schließlich gelingen würde.

1.Landung in Albuquerque geglückt - im Indianerreservat
1.Landung in Albuquerque geglückt – im Indianerreservat

Unser Landeplatz lag schon im Indianerreservat, was bedeutete, dass wir auf den hiesigen Sheriff der Sandia Pueblo Police warten mussten, um den Ballon bergen zu dürfen. Der Sheriff wartete jedoch eher auf uns, als wir auf ihn. Er stand schon unten bereit. Mit einem Formular ausgerüstet kam er auf uns zu und meinte: „You are not in trouble, but you need to fill out this form!“ (Du bist nicht in Schwierigkeiten, aber du musst dieses Formular ausfüllen!). Ich war aufgrund seiner breiten Schultern etwas eingeschüchtert, doch wir hatten dieses Formular im Auto griffbereit liegen.

Wir waren insgesamt etwas beruhigt: 60 Minuten in der Luft, Start auf 1500 Meter Meereshöhe und unser Urs verhielt sich wie immer, nur eine VA50 war leer mit zwei Mann Besatzung. Die Fahrt zeigte uns, mit welchen Winden wir hier spielen konnten! Ich freute mich auf die nächsten Tage und war froh, einen ersten Eindruck erhalten zu haben. Die App „Hotair“ leistete dabei gute Dienste, wir hatten alle Sperrgebiete eingezeichnet sowie Anmerkungen zu den Höhen. Unsere Fahrtroute wurde natürlich auch aufgezeichnet.

Fahrtroute der allerersten Ballonfahrt in Albuquerque (grün Start)

Zweite Ballonfahrt: Erste offizielle Fahrt der Fiesta

Mit ca. 500 Ballonen starteten wir am ersten Tag der Fiesta in den blauen Himmel. Ich war aufgeregt. So viel Trubel hier: Frühstück um 5 Uhr, danach das erste offizielle Briefing um 6 Uhr. Es war noch dunkel und die ersten Ballone machten sich bereits fertig zum Start. Die Dawn Patrol war unterwegs, sechs bis acht Ballone, die uns die Richtung zeigen sollten. Nach der Drohnenshow um 7 Uhr, flogen unter den Tönen der amerikanische Nationalhymne, die Navyflieger und die Kunststaffel. Es war einiges geboten.

Ballonstart beim größten Ballontreffen der Welt
Ballonstart beim größten Ballontreffen der Welt

Das komplette Startfeld ist in quadratische Felder von A4 bis W6 eingeteilt (A im Süden, W im Norden, 1 im Osten und 11 im Westen), auf dem bis zu vier Ballone in maximal zwei Wellen starten dürfen. Wir waren auf K9, also ziemlich in der Mitte, aber weit weg von den Special Shapes. Unser Glück, denn die Zuschauer hielten sich in Grenzen und wir hatten genügend Platz zum Aufbauen.

Mit uns auf K9: drei Ballonfahrer aus Albuquerque, die nicht jeden Tag starten sollten. Heute jedenfalls wurde es eng, denn alle konnten bei perfekten Bedingungen in die Luft gehen. Wir fuhren in Richtung Rio Grande und der Stadt Rio Rancho, die vermeintlich beste Richtung zum Ballonfahren in Albuquerque.

Screenshot

Bild: Splash & Dash im Rio Grande

Nach ca. 20 Minuten schwebten wir mit den anderen Ballonen über den Rio zum „dippen“ – also für die Wasserlandung. Einige schafften es sanft auf die Wasseroberfläche zu gleiten, andere etwas tiefer und wir: gar nicht. Erst waren wir etwas zu hoch, weil „Betrieb“ vor unswar. Nach der ersten Überquerung gingen wir auf Baumwipfelhöhe und fuhren tatsächlich wieder zurück, um den Fluss das zweite Mal tief im Flußbett zu überqueren. Eine große Sandbank, nur ca. drei Meter Wasser und dann hohe Bäume, machten uns einen Strich durch die Rechnung. Das Risiko den Ballon gleich am zweiten Tag in die Bäume zu setzen, wollte ich dann doch nicht eingehen und ging nach der Sandlandung etwas höher, um ein drittes Mal über den Fluss zu fahren. Dabei entstanden. Leider gelang uns kein Splash and Dash im Rio Grande, doch es entstanden tolle Bilder von unserem Urs und von den anderen Ballonen.

Am Rio Grande - Splash and Dash
Am Rio Grande – Splash and Dash

Die Landung erfolgte dann im Wohngebiet von Corrales zwischen Häusern und Zäunen und um ein Haar hätte unser Urs die erste Macke abbekommen. Doch alles ging glatt und wir wurden anschließend vom 81jährigen Richard in sein Haus eingeladen, der uns im Anschluss seine Oldtimersammlung in seinen diversen Garagen zeigte. So ging es uns immer wieder im Laufe der Woche, wenn wir in der Nähe von Wohnhäusern landeten. Café und Kuchen und nette Gespräche folgten. Immer wieder mussten wir uns sputen, damit die Gastankstelle nicht ohne uns geschlossen hatte.

Dritte Fahrt: Richtung Stadt

Am Sonntag, folgte die erste Fahrt in Richtung der Stadt Albuquerque. Dreimal so groß wie München? Na toll! Unsere lokalen Ballonfahrer von K9 starteten erst gar nicht und gaben mir den Ratschlag mich am Wasserkanal zu orientieren, der Richtung Süden verläuft. Irgendwann käme ein grüner Park, den müsse man treffen. Den „Vista del Norte Park“ visierten wir also an und schafften es in 20 Minuten dort mit ca. anderen 50 Ballonen zu landen. Wir waren erleichtert, denn viel Platz zum Landen außen herum gab es nicht. Mit einer halb verbrauchten VA50 waren wir mehr als zufrieden. Beim Landeplatz warteten hunderte Bewohner. Beliebte Landeplätze sind zu dieser Zeit wohl schon bekannt.

Bild: Die dritte Fahrt. (grün Start)

Während der Woche sollten wir dann zwei weiter Male über der Stadt fahren und fanden nach langem Suchen Parks, wo weitere Ballone mit uns landeten. Am südlichen Ende der Stadt lag der große Flugplatz „International Sunport“ ABQ und eine Militärbasis, die es zu vermeiden galt. Der General hielt beim ersten Briefing eine „Brandrede“ und warnte uns davor, dort zu landen. Möglich sei es, aber wir sollten uns im Anschluss nichts mehr vornehmen. Das schlug anscheinend große Wellen, er entschuldigte sich per Email, die am nächsten Tag beim Briefing für Erleichterung sorgte.

Die Fahrt am 8.Oktober führte uns weit heraus bei bis zu 30 km/h Richtung Rio Rancho, wo wir letztendlich am Rand eines Wohngebietes auf einer sauberen Straße landeten. Hier kamen wir uns etwas vor wie in der Wüste – inklusive einem Koyoten der vor uns wegrannte.

Auch einen Tag später ging es wieder Richtung Rio Rancho und dieses Mal landeten wir in einem Neubaugebiet, wo mit schweren Caterpillar Maschinen gearbeitet wurde. In Amerika sind die Straßen breiter, die Wohngebiete größer und die Maschinen zahlreich.

Flight of Nations am Mittwoch

Der Mittwoch war ein besonderer Tag: Morgens um 5 Uhr kam die Email – „Du bist heute Ballon Nummer 2 und repräsentierst Germany nach der amerikanischen Nationalhymne!“. Nur hatte ich meine Emails morgens noch gar nicht gecheckt und wusste davon nichts. Das für uns zuständige Zebra – so nennt man die Startleiter – erklärte mir, dass ich in 10 Minuten startbereit sein müsste. Knappe Sache, der Ballon war noch gar nicht ausgepackt und das Briefing gerade zu Ende. Es dauerte genau 17 Minuten, und wir waren als Ballon Nummer 2 in der Luft. Somit hatten wir das ganze Feld der Ballone hinter bzw. vor uns und konnten entspannt ihre Starts beobachten. Zunächst ging es wieder in die unbeliebte südliche Richtung, weiter oben drehte der Wind auf Nord-West und wir konnten sogar somit nochmals länger auf die starteten Ballone unter uns blicken.

Flight of Nations
Flight of Nations

Am 10. Und 11.Oktober ging es wieder Richtung Stadt und wir merkten, dass viele Ballone, allen voran die zahlreichen Sonderformen, am Boden blieben. Der Bodenwind am Startplatz nach Sonnenaufgang war einigen teilweise zu heftig, bzw. die Startleitung verbot den ihnen einen Start. Außerhalb des Startplatzes war es wieder windstill und wir landeten stehend.

Die achte Fahrt – Mit Geduld gelingt die Box

Bei der achten Fahrt am Freitagmorgen schafften wir endlich die legendäre Box. Nachdem wir erst beim zweiten Startversuch aufgrund der Böen in die Luft kamen, ging es zackig Richtung Süden, etwas höher dann Richtung Norden – sehr langsam, wie wir feststellten. Also wieder runter, doch die Richtung stimmte nicht, wir kamen in östlicher Richtung nicht zum Startplatz zurück. Also wieder hoch und siehe da, so langsam arbeiteten wir uns Richtung Norden um dann wieder abzusteigen und zurück zu fahren. Da es schon recht spät war, ging es flott in niedriger Höhe zurück. Als wir die 75 Fuß hohe Markierung in Form der weiß-rot-gestreiften Pylone überquerten, die den Beginn des Startplatzes markierte, zeigte das Digitool noch 14 Knoten an. Wir kamen tiefer und mussten von Reihe W bis zu unserer Reihe K fahren, bis wir einen freien Platz fanden. Denn es standen etliche Ballonfahrer mit ihren Verfolgerfahrzeugen im Weg. Entweder waren diese gar nicht gefahren oder waren schon wieder zurück.

Bild: Fahrtroute am Freitag – die Box ist geschafft. (Grün Start)

Etliche Helfer liefen uns hinterher, um uns festzuhalten, sodass wir nicht zu viel Landeplatz einnahmen. Doch alles ging gut und wir hatten noch 9 Knoten kurz vor dem Aufsetzen. Die Box war geschafft, nach knapp 90 Minuten Fahrzeit.

Auch am Samstag früh war nochmals viel Bodenwind auf dem Startplatz angesagt. Roman war die Sache nicht geheuer, ich wollte aber unbedingt wieder fahren. Mark Stokoe aus London gesellte sich zu mir in den Korb. Sein Frosch-Ballon war schon verpackt und ohnehin war er nur dreimal in der Luft gewesen – der Fluch der Sonderform eben. Wir starteten flott, landeten stehend in der Wüste bei Rio Rancho nach knapp einer Stunde. Beim Zusammenpacken bemerkten wir, wie  international unser Team war: Ich als Deutscher, Roman der Schweizer, der heutige Co-Pilot aus UK, Ken, unser Fahrer aus Albuquerque, Helferin Lexi aus Tennessee mit dem Austauschschüler Florence aus den Niederlanden – macht also fünf Nationen in einem Ballonteam.

Sonntag ging es erneut in die Richtung Rio Rancho und etwas Wehmut machte sich breit, war es doch die letzte Ballonfahrt. Doch zehn Fahrten und ein Nachtglühen was- will man mehr.

Das erste Mal seit 39 Jahren (in 52 Jahren Veranstaltung) gelangen alle Ballonfahrten, das Wetter spielte jeden einzelnen Tag mit.

Massenstart mit über 500 Heißluftballonen in den USA
Massenstart mit über 500 Heißluftballonen in den USA

Das Finale – Hangover Flight in den Red Rocks

Landschaftlich ist die Gegend rund um Albuquerque recht gewöhnlich, doch das Highlight für uns war Ballonfahrt Nummer 11. Im ca. 2 Stunden entfernten Gallup findet ein Hangover-Flight statt.

URs der Augsburger Zoo-Ballon in den Red Rocks
URs der Augsburger Zoo-Ballon in den Red Rocks

14 Ballone fanden sich an der alten Poststation ein, um im Nationalpark durch rote Canyons zu fahren. Bill Lee mit seinem New-Mexiko Totenkopf-Ballon veranstaltet dort jedes Jahr im Dezember ein großes Ballontreffen mit über 100 Ballonen, wir waren sozusagen die Generalprobe dieses Jahr. Das Besondere hier ist, dass man die ruhigen Winde in den tiefen Schluchten zum Hin- und Herfahren nutzen kann.

Wir starteten früh morgens direkt neben dem Nationalpark und fuhren von Canyon zu Canyon . Es ging über den ersten Berg rein in den ersten Canyon. Tief fuhren wir in Ameisenhöhe ans Ende des Canyons, etwas höher ging es wieder zurück. Ab in den nächsten Canyon. Nur wenige Meter fährt man dicht an den bis zu 100 Meter hohen Steinwänden entlang, sich sanft treiben lassend von den Winden. Ein Ballon übertrieb dieses Spiel leider und landete auf einem der Berge mangels Gasreserven.

Hundert Meter hoch geht es dann aus den Canyons – am besten Bill Lee hinterher. Mit fünf Ballonen landeten wir schließlich gemeinsam außerhalb des Parkes. Praktisch, da wir gleich seine große Plane zum Einpacken nutzen durften, damit URS nicht ganz so staubig werden sollte.

Eine unfassbare Ballonfahrt ging zu Ende und beim gemeinsamen amerikanischen Frühstück wurden allerhand Fotos und Videos ausgetauscht.

Der Schweiz Co-Pilot Roman und Nils Römeling aus Augsburg
Der Schweiz Co-Pilot Roman und Nils Römeling aus Augsburg

Schlußworte: „Once in a lifetime“

Lohnt sich der große Aufwand und die lange Vorbereitung für dieses Event denn nun?

In meinen Augen: Ja! Der Aufwand und die Kosten lohnen sich und jeder passionierte Ballonfahrer sollte die Balloonfiesta jedenfalls einmal live gesehen haben. Mit oder ohne eigenen Ballon, keine Frage. Ich habe einige Fakten zusammengesucht, um eine Planung leichter zu machen. Leider fahren mittlerweile sehr wenige deutsche Ballonfahrer nach Albuquerque, das Gordon Bennett Rennen 2023 war eine Ausnahme.

Die zehn Tage können anstrengend sein und unter Umständen eine lange Woche und natürlich sehr, sehr teuer. Doch ich möchte es nicht missen. Ballonfahren ist einfach meine Leidenschaft und ich hatte unglaublich viel Spaß. Die Suche nach geeigneten Landeplätzen zog sich allerdings meist in die Länge und verlangte aufgrund der vielen Stromleitungen höchste Konzentration. Im Laufe der Woche wurden wir jedoch routinierter und waren froh, dass das Gerät und natürlich auch wir heil blieben.

Nils Römeling aus Augsburg in der Luft beim größten Ballontreffen der Welt
Nils Römeling aus Augsburg in der Luft beim größten Ballontreffen der Welt

Wir lernten viele großartige Ballonfahrer aus allen Teilen der USA kennen, grillten, tranken, fachsimpelten und tauschten neben Pins und Stickern natürlich auch Kontaktdaten aus. Auf ein Wiedersehen also!

Die US-Amerikaner sind teilweise recht verhalten, was die Zukunft der Balloonfiesta angeht. Viele kommen jährlich wieder, andere – vor allem ältere Ballonpilot(innen) – tun sich den Stress mit den Landeplätzen nicht mehr an. Denn die Stadt ist riesig geworden und hat sich ausgebreitet, was das Ballonfahren hier eigentlich nicht mehr attraktiv macht.

Ob ich wiederkomme? Sicherlich! Vielleicht nicht direkt nächstes Jahr, aber irgendwann sicherlich, wenn die Möglichkeit sich erneut ergibt. Gesehen haben muss man es! Bei Fragen zu eigener Teilnahme, stehe ich sehr gerne zur Verfügung.

Mehr Infos zu Planung & Kosten

  • Anmeldung ab März jedes Jahres auf Balloonfiesta.com, Zusage im Mai jedes Jahres
  • Anmeldung für Hotel & Mietwagen im Juni per E-Mail
  • Werbeballone haben im Normalfall keine Chance bzw. kosten einen vierstelligen Dollarbetrag extra
  • Organisation von Transport, Zoll etc. sehr (zeit-)aufwändig & teuer
  • Der Veranstalter bezahlte uns 1000 USD für Mietwagen & 1000 USD für Übernachtung, damit sind wir fast ausgekommen.
  • Flug für Pilot & Crew, Transportkosten für den Ballon müssen selbst bezahlt werden, Gasflaschen für 1,5-2 h Fahrtzeit einplanen
  • Transport: Wenn geht, alles auf nur eine Palette. Windmaschine wird vor Ort gestellt
  • 2 Wochen Urlaub mindestens einplanen! Flug: Am besten bis Mittwoch in Albuquerque ankommen, dann hat man 2 Tage zum Vorbereiten und den Jetlag zu verdauen, d.h. Abflug in Deutschland Dienstags oder den frühen Mittwoch. Rückflug Dienstag nach dem Event.
  • Kosten für Sprit, Essen & Einkäufe pro Tag 100 EUR für 2 Personen einplanen, mindestens.
  • Haftpflicht-Versicherung für die USA ist zwingend erforderlich – diese wird mit der normalen Police normal nicht abgedeckt („worldwide, USA excluded“). Bei uns Kosten von 952 EUR für Pilot, Copilot & ein Mitfahrer
  • Umschreibung BPL auf FAA Lizenz nicht vergessen (geht per Formular)
  • Extra: Edition-Pins, Kleidung für die Crew, kleine Geschenke für Landowner
  • Weitere Infos auf https://balloonfiesta.com/International-Pilots

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Links:

Offizielle Webseite: https://balloonfiesta.com/

Youtube Kanal mit täglichen Videos (nun im Archiv anzuschauen!)

Bilder: Nils Römeling, Roman Müller, Susan van Campen (Kalifornien), Alexis Schroeder (Tennessee)

Mitfahren im URS

🇺🇲 🇬🇧 English
🇫🇷 Français
🇪🇸 Español
🇯🇵 ジャパニーズ
🇵🇹 português